Zum Hauptinhalt springen
4

Technik kommt, Empathie bleibt

cedac
cedac

Heute vor 15 Jahren wurde die cedac AG gegründet. Mit jährlich rund 400 Assessments kommt einiges an Erfahrungen zusammen. Zeit also für einen Rückblick, aber auch für eine Standortbestimmung und einen Blick in die Zukunft. Das grosse Interview mit den Geschäftsleiterinnen Sladjana Baumann und Rahel Knecht und Daniel Fahrni, dem Firmen-Mitgründer und Verwaltungsratspräsidenten.

Wie hat sich der Schweizer Assessment-Markt in den letzten 15 Jahren verändert?

Daniel Fahrni (DF): «Mit dem Zusammenschluss von AC-Fachleuten unter dem Dach von Swiss Assessment hat sich im Markt ein starkes Qualitätsverständnis etabliert. Bei den Anbietern, aber auch bei den Kunden, die besser informiert sind als früher und höhere Qualitätsansprüche stellen. Wer schnell und ohne solides Know-how auf den Markt kommt, hat Mühe, sich zu halten.»

 

Und wie hat sich cedac verändert?

DF: «Von Anfang an war uns ein hohes Qualitätsbewusstsein sehr wichtig. Wir haben uns aber von einem AC-Anbieter, der stark auf seine fachliche Expertenrolle fokussiert war, zu einem Beratungsunternehmen weiter entwickelt, das näher bei seinen Kunden ist, ihre Bedürfnisse versteht und sie entsprechend breiter beraten und mit zielführenden Angeboten unterstützen kann. Der Markt verlangt mehr Tempo und auch wir sind deutlich flexibler und schneller geworden.»

 

Was ist in der Zusammenarbeit mit den Kunden besonders wichtig? Gibt es einen typischen cedac-«Stil»?

DF: «Trotz des gestiegenen Tempos ist unsere erste Priorität, dass wir uns Zeit für unsere Kunden nehmen. Und wir erbringen auch unter Druck unsere Leistungen termingerecht – ohne Ausnahme. Als unser Markenzeichen sehe ich zudem, dass wir viele wiederkehrende Kunden haben und viele Kandidatinnen und Kandidaten, die wiederum zu Kunden werden.»

Rahel Knecht (RK): «Es geht uns nicht einfach darum, Produkte zu verkaufen, sondern wir wollen einen echten Mehrwert schaffen – und das merken unsere Kunden. Wir nehmen ihre Anliegen ernst, interessieren uns für ihre besonderen Fragen- und Problemstellungen und entwickeln gemeinsam mit ihnen stimmige Lösungen.»

Sladjana Baumann (SB): «Jeder Kunde ist wichtig, nicht nur die grossen – das ist typisch cedac. Und ich glaube, dass unsere Mitarbeitenden mit überdurchschnittlichem Engagement und hoher Eigenmotivation bei der Sache sind, was unsere Kunden in allen Bereichen der Zusammenarbeit spüren.»

 

Was hat sich von den Methoden und Instrumenten her besonders verändert?

SB: «Unverändert ist das Prinzip, dass wir in den Assessments mit einem vielfältigen Methodenmix arbeiten und die Herausforderungen aus dem beruflichen Alltag abbilden. Verändert haben sich hingegen – unter anderem als Folge des Zeitdrucks – die Durchführungsformen: Neben dem klassischen Assessment in der cedac gibt es vermehrt auch Online-Teile, Remote-Assessments oder spezielle Formate wie z.B. Gruppen-Assessments einer ganzen Geschäftsleitung vor Ort.»

DF: «Es gibt einen deutlichen Shift weg von Kompetenzen und hin zu Einstellungen und Werthaltungen. Erstere stehen im Sinn von lernbaren Fähigkeiten zusehends weniger im Fokus, während Letztere wesentlich für die Übereinstimmung mit den Zielen, Werten und der Kultur von Organisationen sind. Nur wenn es in dieser Hinsicht passt, ist eine Kandidatin oder ein Kandidat attraktiv für die Organisation.»

 

Inwiefern beeinflussen wirtschaftliche Veränderungen, aber auch umfassendere gesellschaftliche und kulturelle Trends den Assessment-Markt?

DF: «Als wir anfingen, waren Assessments etwas Exklusives, heute werden sie relativ verbreitet und in verschiedenen Formen eingesetzt. Mindestens für bestimmte Funktionen sind sie mittlerweile eine Selbstverständlichkeit. Dadurch besteht auch eine gewisse Gefahr, dass Assessments zu einem Massenprodukt werden. Hier wollen wir Gegensteuer geben und den Speed-Tendenzen zum Trotz Assessments anbieten, die wirklich auf kundenspezifische Bedürfnisse eingehen.»

SB: «Es gibt längst nicht mehr einfach das eine Führungsprofil. Als Assessment-Anbieter müssen wir uns intensiv mit der Kultur eines Unternehmens oder einer Organisation auseinandersetzen und auf spezifische Ausprägungen fokussieren. Wir bekommen zudem den Fachkräftemangel zu spüren: In Selektionsprozessen stehen tendenziell weniger Top-Kandidatinnen und Top-Kandidaten zur Verfügung, die schon ‘alles’ mitbringen. Das wirft bei Auftraggebern Fragen und Unsicherheiten auf; sie wollen in Assessments herausfinden, ob die Kandidierenden über fachliche Fähigkeiten hinaus das Potenzial mitbringen, sich in eine Zielfunktion hinein zu entwickeln. – Ein Trend, der bei cedac voll angekommen ist, heisst Diversität: Die Vielfältigkeit unseres Teams hilft uns, der Komplexität von Themen und Herausforderungen breit zu begegnen.»

RK: «Ergänzend zur Diversität möchte ich unseren Fokus auf ‘Sharing’ anführen. Wir arbeiten in einem Netzwerk von Partnern, die unsere Qualitätsansprüche teilen und vielfältiges Know-how auf sehr belebende Weise einsetzen. Zudem leben wir das Sharing-Modell in unserer zweifachen Geschäftsleitung. – Kundenseitig sehe ich vor allem Folgendes: Weil sich viele Faktoren so schnell verändern, suchen Auftraggeber bei wichtigen Entscheidungen verstärkt Sicherheit. Auch die Anforderungsprofile stehen in einem Veränderungsprozess und müssen neu gedacht werden. So verlieren etwa klassische, direktiv geprägte Führungsprofile gegenüber flexibleren Leadership-Profilen und agilen Managementformen an Bedeutung. Die Wertekongruenz – und zwar im Sinne effektiv gelebter Werthaltungen – rückt gegenüber der fachlichen Passung immer mehr ins Zentrum. Und letztlich verfolgen wir mit unseren diagnostischen Dienstleistungen auch einen Nachhaltigkeitsanspruch: Assessments finden bei cedac immer unter einer Entwicklungsperspektive statt.»

DF: «Der Assessment-Markt kann und sollte sich gesellschaftlichen Trends nicht entziehen. Nehmen wir die Tendenzen der aktuellen Schweizer Parlamentswahlen: jünger, grüner, mehr Frauen. Ich darf sagen, dass wir bei cedac diese Anliegen immer schon gepflegt haben. Wir sind Mitglied der ‘Klimaplattform der Wirtschaft’ und haben uns stets bemüht, Gender-Aspekten gerecht zu werden. Und wir freuen uns, dass wir miterleben dürfen, dass immer mehr Frauen für Spitzenpositionen assessiert werden.»  

 

Die Digitalisierung wird die Wirtschaft und unser Leben überhaupt immer stärker prägen. Was bedeutet dieser Megatrend für den Assessment-Bereich und die cedac?

SB: «Die Digitalisierung ermöglicht ganz neuen Anbietern den Marktzutritt. So gibt es etwa in Deutschland eine Firma im Bereich künstliche Intelligenz (KI), die auf Basis kurzer Stimmanalysen Persönlichkeitsbewertungen vorzunehmen verspricht. Die etablierte Branche ist gefordert, Chancen der Digitalisierung zu nutzen, aber auch mit Hype und Risiken umzugehen. Klassische Methoden der Diagnostik sind durch jahrzehntelange Empirie und wissenschaftliche Studien validiert. Wir haben aber nicht weitere fünfzig Jahre Zeit für Forschung, sondern müssen im Umgang mit neuen Methoden schneller Antworten bezüglich ihrer Tauglichkeit finden. Bei cedac bauen wir auf bewährte Instrumente und zuverlässiges Know-how, wir wollen aber im Sinne eines Methodenmix auch für Neues offen sein.»

RK: «Wir haben neu eine IT-Spezialistin bei cedac, die uns hilft, neue Ansätze wach zu verfolgen und relevante Potenziale der Digitalisierung clever zu nutzen. Es ist eine Gratwanderung: Wir machen sicher nicht einfach jeden Hype mit, Qualität und Validität bleiben für uns zentral. Aber wir wollen den richtigen Moment erwischen, wenn sich konkrete Chancen aus neuen Technologien und Methoden für uns und unsere Kunden ergeben.»

 

Wie wird ein typisches Assessment in 15 Jahren aussehen?

RK: «Ein Roboter begrüsst die Kandidatin, schüttelt ihre Hand, scannt ihre Stimme… Vielleicht, aber selbstverständlich wissen wir das heute nicht. Einiges scheint mir hingegen wahrscheinlich: Das bisher eher starre Setting mit festgelegtem Programm und nachträglicher Einschätzung in Form eines Gutachtens wird sich wohl aufweichen. Assessments werden stärker zu einem Lernerlebnis: Es gibt laufende Feedbacks und wir beziehen die Kandidierenden ins Programm mit ein. Der Fokus wird vermehrt auf Assessments für Spitzenpositionen liegen, wo menschliche Empathie und die Evaluation und Interpretation von Ergebnissen wesentlich bleibt. ‘Fabrikmässige’ AC-Serien, bei denen viele Kandidierende in kurzer Zeit durchzuschleusen sind, werden vermutlich weitgehend digitalisiert.»

SB: «Die Breite der Diagnostik wird zunehmen. AC-Anbieter sind gefordert, die von IT-Instrumenten diagnostizierten Befunde zu kommunizieren und verständlich zu erklären – so wie es ein Arzt gegenüber dem Patienten mit den vielfältigen Befunden aus medizinischen Untersuchungen und Labordaten tut. Unser Fokus wird vermutlich stärker auf dem kompetenten Umgang mit der Diagnostik liegen, weniger auf der Datenerhebung an sich – das können Rechner möglicherweise irgendwann besser. Wir werden uns stärker auf die Rolle des umsichtigen und empathischen Ansprechpartners konzentrieren und Entwicklungsprozesse individuell begleiten. Die Frage bleibt offen: Was wird der Markt im viel zitierten ‘war for talents’ an Technologieeinsatz akzeptieren?»

DF: «Robotik und KI eröffnen scheinbar grenzenlose Phantasien. Aber ich denke, wir sollten mit Bezug auf Assessments differenzieren: Der Kern wird bleiben, äusserlich wird sich vieles ändern. Auch in Zukunft gilt: Ein Assessment muss valid sein. Und unsere Dienstleistungen brauchen weiterhin die Beziehungsebene. Wir werden angesichts immer neuer Technologien sogar noch stärker in unserer Beratungskompetenz gefordert sein.»

 

Wo wird cedac in weiteren 15 Jahren stehen?

SB: «Das ist ein sehr langer Zeithorizont. Wir stellen uns heute so flexibel auf, dass wir in 15 Jahren dort sind, wo uns unsere Kunden erwarten – das ist unser Ziel. Wir haben ein tragfähiges Modell: Wir bauen auf die Diversität unseres Teams und wollen für die komplexer werdenden Fragen durch unser vielfältig vernetztes Know-how die richtigen Antworten finden.»

RK: «Wohin die Reise genau führt, weiss wohl niemand. Aber wir sind uns im Klaren über unseren Weg: Wir setzen auf unseren Mut zum Ausprobieren! Wir sollten weitgehend selbst herausfinden, wo Chancen und Risiken neuer Methoden liegen. Die Kundenseite wird sich wohl ganz unterschiedlich entwickeln: Einige werden nur noch auf Technologie setzen, andere bleiben herkömmlichen Assessment-Formen verbunden. Es wird ganz unterschiedliche Ansprüche an den Diagnostik-Markt geben – eine interessante Herausforderung für uns.»

DF: «Wir sind nicht in der Forschung tätig, auch nicht in der Entwicklung. Unser Erfolg ruht auf drei Pfeilern: Wir arbeiten Hand in Hand mit unseren Kunden, mit der Wissenschaft und mit der Technik. Wenn uns das weiterhin gelingt, dann bleiben wir vorne dabei – und sind sogar manchmal einen Schritt voraus.»

 


cedac

Die cedac AG wurde 2004 von Daniel Fahrni, Dr. Fritz Renggli und dem damaligen Geschäftspartner Nicolas Gonin gegründet. Anfang 2019 hat Sladjana Baumann als neue Mehrheitsaktionärin die Firmenanteile von Daniel Fahrni übernommen und ist seither zusammen mit Rahel Knecht Geschäftsleiterin. Das in Wirtschaft, Wissenschaft und Verwaltung vernetzte cedac-Team von aktuell 25 Mitarbeitenden umfasst erfahrene Psychologinnen und Psychologen, Führungs- und Fachkräfte aus unterschiedlichen Bereichen, Unternehmerinnen und Unternehmer. Assessment-Dienstleistungen (jährlich rund 400 Auswahl-, Entwicklungs- und Standortassessments in Deutsch, Französisch, Italienisch und Englisch) und die Unterstützung von Entwicklung bilden den Kern der Tätigkeiten. Als Gründungspartner von Swiss Assessment engagiert sich das Unternehmen für erstklassige Qualitätsstandards und hat seine Dienstleistungen als einer der ersten Schweizer Spezialisten erfolgreich zertifizieren lassen.

Beitrag teilen
Kommentare und Fragen